Heimisbach
Aus Dürrgraben wird Heimisbach

Am 1. Januar 1968 bekam die Talgemeinschaft des Dürrgrabens den Namen «Heimisbach». Das ist der Titel des ersten Buches von Simon Gfeller, in dem Volk und Landschaft des Dürrgrabens für immer in die schweizerische Literatur eingegangen ist.
Aus dem Postort 3453 Dürrgraben wurde 3453 Heimisbach. Generäle und Staatsmänner haben städtischen Strassen und Plätzen auch in unserem Lande den Namen geliehen. Dass eine ganze Talschaft den Namen eines Dichterwerkes annimmt, ist etwas Einmaliges für unser Land.
Die Bevölkerung dieser Talschaft hat mit der Umbenennung die würdigste Ehrung verwirklicht, die sie dem Andenken «ihres» Dichters zum hundertsten Geburtstag
darbringen konnte.
Mehr als ein Schulmeisterroman

Simon Gfeller an Otto von Greyerz: «Einen Schulmeisterroman wird ‹Heimisbach› nicht geben, wenigstens nicht einen reinen Schulmeisterroman. Anfangs hatte ich so was beabsichtigt. Dann bin ich davon abgekommen. Reformlustige Schulmeister hat’s sonst schon chriesdick und etwas, das auf den Wogen einer augenblicklichen Mode schwämme und nicht für alle Zeiten wahr wäre, ist nicht mein Ziel. Darum möchte ich das alte, gute, schlichte Bauernhaus mit seinem Frieden und die Bewohner in ihrem Wohlwollen gegen Mensch und Tier auf der einen, und das schönere, grössere, neuere Bauernhaus mit reichen aber ewig missvergnügten Insassen auf der andern Seite, einander gegenüber stellen. Dort soll mein Schulmeister studieren gehen.»
Stelle aus Brief vom 01.02.1909
Gotthelfs Bahnen

«‹Heimisbach› ist der Name eines Buches, mit dem sicher keine neue Mode eröffnet werden soll. Ich glaube auch nicht, dass es jemals zum Götzen einer Mode aber ebenso wenig, dass es zum Opfer einer Mode werden könne. – Neue Bahnen brechen ist etwas anderes als neue Moden einführen. Auch neue Bahnen will übrigens Simon Gfeller mit seinem Erstlingswerk nicht, wenn ich ihn recht verstehe. Aber auf den alten Bahnen, die er wandelt, sich zu halten und doch einer zu sein – das will diesmal etwas heissen, denn es sind Gotthelfs Bahnen: In Gotthelfs Bahnen wandeln heisst nicht, ihm in Äusserlichkeiten ähnlich zu sein, z. B. in der Sprache. Da geht der Verfasser von «Heimisbach» just einen andern Weg. Er schreibt sein Buch von A bis Z in der genauen Mundart des untern Emmentals.»
Aus Otto von Greyerz, «Heimisbach» – eine literarische Besprechung.
Neue Zürcher Zeitung am 14.10.1910
Ein richtiges Volksbuch

«Ein richtiges Volksbuch wollte ich schreiben, nach sozusagen naturkundlichem Prinzip treu und wahr, ernst und heiter, eine kleine Lebensgemeinschaft (Bauernweiler) schildern und in ihre Mitte als nehmenden und gebenden Kulturträger einen jungen, abstinenten Lehrer stellen. Denn in jener Zeit hatte die Abstinenz unter der jüngeren Lehrerschaft Wurzel geschlagen. Auch ich war ihr Anhänger geworden und betrachtete den Alkohol als einen gefährlichen Volksverderber.»
Aus: Simon Gfeller, Wie das Manuskript zu «Heimisbach» entstanden ist.